Es dürfte wohl kaum eine Rolex Uhr geben, die auch nur ansatzweise so viel zur Berühmtheit der Marke beigetragen hat, wie die Submariner. In Anbetracht der Produktionszahlen des Modells und der beherrschenden Marktstellung von Rolex dürfte die Rolex Submariner darüber hinaus sogar die am häufigsten gebaute und verkaufte Luxusuhr überhaupt sein – und das auch zurecht.
Die ikonische Taucheruhr, deren Anfänge bis in das Jahr 1951 zurückreichen und die 1953 endgültig das Licht der Welt erblickte, steht heute kaum wie eine zweite Armbanduhr für Luxus und Erfolg, gleichzeitig aber auch für Alltagstauglichkeit, robuste Konstruktion und elegant-sportlichen Minimalismus. In ihrer über 70-jährigen Historie hat sich das Modell stets getreu dem Motto „Evolution statt Revolution“ weiterentwickelt, weshalb das aktuellste Modell der Reihe immer noch extreme Ähnlichkeit mit der „Ur-Submariner“, der Referenz 6200, aus dem Jahr 1953 hat.
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Die Anfänge der Rolex Submariner
Entwickelt wurde die Submariner auf Basis der Rolex Oyster Perpetual Turn-O-Graph. Diese Uhr mit der Referenz 6202 wurde ebenfalls im Jahr 1953 vorgestellt und wies äußerlich bereits große Ähnlichkeit mit den frühen Submariner Modellen auf. Zwar wird die Ref. 6202 oft als erste Rolex Armbanduhr mit einer drehbaren Lünette bezeichnet, tatsächlich wurde mit der Referenz 3346, dem „Zerograph“, bereits 1937 eine Uhr mit drehbarer Lünette vorgestellt.
Insgesamt dürften von der Zerograph Referenz 3346 allerdings nur rund zehn Stück produziert worden sein, weshalb die Turn-O-Graph 6202 zumindest die erste serienmäßig produzierte Rolex mit drehbarer Lünette sein dürfte. Dass diese Uhr als Grundlage für die Submariner und die GMT Master diente, war natürlich kein Zufall: Sowohl eine Taucheruhr, als auch eine GMT Uhr braucht eine drehbare Lünette, weshalb ein Aufbau auf Basis der Turn-O-Graph mehr als sinnvoll war.
Getestet wurde die erste Submariner bereits 1951, also zwei Jahre vor ihrem eigentlichen Erscheinen, von Rolex Direktor René-Paul Jeanneret. Dabei erreichte die Uhr eine Tiefe von 50 m, wobei die Referenz 6204 aus 1953 bereits eine Wasserdichtigkeit von 20 bar, bzw. 200 m aufwies. Die damals noch 37 mm Gehäusegröße ohne Kronenschutz muten aus heutiger Sicht relativ klein, allerdings sollte man das Jahr nicht vergessen: 1953 war eine Uhr mit 37 mm nahezu lächerlich groß! Selbst mehrere Jahrzehnte später wurden die Audemars Piguet Royal Oak und die Patek Philippe Nautilus, die beide über sehr ähnliche Abmessungen verfügten, noch als „Jumbo“ Uhren bezeichnet, da Herrenuhren bis in die späten 1970er Jahre nur äußerst selten einen Durchmesser von mehr als 35 mm ohne Krone hatten.
Nur zwei Jahre später, 1955, folgte mit der Referenz 6536 dank des hauseigenen Kalibers 1030 die erste Submariner mit C.O.S.C. Zertifizierung. Die 1954 vorgestellte Submariner mit der Referenz 6538, heute als „James Bond“ oder „Big Crown“ bezeichnet, war bereits 300 m wasserdicht und hatte eine überdimensional große Krone.
Referenzen 5512 und 5513
Legendär sind bis heute die Referenzen 5512 (Chronometer) und 5513 (kein Chronometer). Auf Basis letzterer wurden die ikonischen „MilSubs“, also Submariner Uhren für den militärischen Gebrauch, konstruiert. Die „Military Submariner“ wurde nur von 1971 bis 1979 in einer Auflage von rund 1.200 Modellen im Auftrag des britischen Verteidigungsministeriums produziert und gilt in Sammlerkreisen heute als eine der wichtigsten und gesuchtesten Rolex Armbanduhren überhaupt.
Das Modell kann an den Schwertzeigern sehr leicht identifiziert werden. Auch das umrahmte „T“, das anzeigen soll, dass Tritium statt hochradioaktives und gesundheitsschädliches Radium als Leuchtmittel zum Einsatz kommt, ist ein klares Erkennungszeichen für diese Uhren.
Ende der 1980er Jahre erfolgte der Wechsel auf die fünfstellige Referenz mit dem Modell 14060. Rolex-Kenner wissen natürlich, dass das Hinzufügen einer weiteren Stelle zur Referenz einer Uhr bei Rolex immer für tiefgreifende Veränderungen steht. Die 14060 vereinte als erste Rolex Taucheruhr eine Wasserresistenz von 300 Metern, Saphirglas, das Chronometeruhrwerk Rolex 3000 und die mit drei Dichtungen versehene Triplock-Krone.
Auch die Rolex Submariner Date mit der Referenz 16610 wurde 1988 vorgestellt und ist äußerlich der modernen Form der Submariner bereits extrem ähnlich. Als die erste sechsstellige Referenz, die 116610, Im Jahr 2010 vorgestellt wurde, war das Gehäuse massiv angewachsen: Die 40 mm ohne Krone kannte man schon von vorherigen Modellen, allerdings waren die Hörner deutlich breiter, was dem Modell den Beinamen „Maxi-Case“ einbrachte. Nach zehn Jahren Produktionszeit wurde die 116610 von der 126610 ersetzt, die wieder schlankere Hörner aufwies und gleichzeitig einen weiteren Millimeter im Durchmesser auf insgesamt 41 mm ohne Krone hinzugewonnen hat.
Edelstahl, Vollgold und BiColor Modelle
Diese kurze Geschichte der Rolex Submariner ist nicht einmal im Ansatz komplett – neben Stahluhren wurden natürlich auch viele unterschiedliche Referenzen in Edelstahl und BiColor (beziehungsweise „Rolesor“, wie es bei Rolex heißt) gebaut. Unheimlich viele nur kurz produzierte Referenzen, Prototypen und Übergangsmodelle können aus Platzgründen kaum dargestellt werden. Die Bedeutung der Rolex Submariner für Rolex, aber natürlich auch für die gesamte Schweizer Uhrenindustrie ist kaum zu überschätzen.
Dabei ist die Uhr eigentlich nicht einmal etwas extrem besonderes: Eine typische Taucheruhr, die auf Grund der nicht komplett umlaufenden Minuterie auf der Lünette nicht einmal die ISO- und DIN-Normen für Taucheruhren erfüllt, gleichzeitig aber so robust, alltagstauglich und trotz ihres stolzen fünfstelligen Kaufpreises fast schon dezent wirkt. Eine Rolex Submariner macht immer eine gute Figur – egal ob zum Anzug oder zur Jeans, das hat nicht nur James Bond bereits mehr als einmal eindrucksvoll bewiesen.
Die Submariner war nicht immer beliebt
So beliebt wie die Submariner heute ist, so unbeliebt war sie jedoch unmittelbar nach ihrem Erscheinen. Nicht nur, dass die Uhr als deutlich zu groß angesehen wurde, sondern auch die Notwendigkeit einer speziell auf das Tauchen ausgelegten Alltagsuhr wurde schlicht und ergreifend nicht gesehen. In den 1950er Jahren waren Sportuhren noch überhaupt kein Thema, wasserdichte Taucheruhren waren Experimente für Spezialisten und eine so teure Uhr wie die Rolex Submariner (auch wenn sie damals noch nicht einmal wirklich teuer war) sollte doch zumindest aus Gold sein!
Der Mitte des vergangenen Jahrhunderts vorherrschende elegante Kleidungsstil machte es praktisch unmöglich, eine sportliche Taucheruhr im Alltag zu tragen. Der Tauchsport war zu dieser Zeit ebenfalls noch bei weitem nicht der Breitensport, als den ma ihn heute kennt – diese Entwicklung setzte erst viel später ein. Aus diesen Gründen dürfte es also kaum überraschen, dass die Rolex Submariner, ähnlich wie auch viele andere heute so legendäre Armbanduhren, bei ihrer Vorstellung und in den ersten Jahren auf dem Markt kein wirklich großer Verkaufsschlager wurde. In den 1970er und 1980er Jahren änderte sich das allerdings und die Sub wurde endgültig zum Klassiker.
Die größten Kritikpunkte der Uhr waren plötzlich ihre wichtigsten Kaufargumente: Der im Zuge der 1969-er Revolution deutlich legerer gewordene Kleidungsstil in der Breite der Bevölkerung machte das Tragen sportlicher Armbanduhren möglich, gleichzeitig sorgten mehrere erfolgreiche Kinofilme mit dem Schwerpunkt Tauchen dafür, dass das Tauchen zum Volkssport avancierte und die Submariner konnte auf dieser Erfolgswelle de facto bis heute reiten.
Rolex Submariner oder Blancpain Fifty-Fathoms?
Die anfänglich praktisch nicht vorhandene Beliebtheit der Submariner bei einem breiteren Publikum war auch der Konkurrenz geschuldet. Im selben Jahr stellten Blancpain und Zodiac ebenfalls ihre ersten eigenen Taucheruhren vor. Zwar ist Zodiac heute eine Marke, die außerhalb der Uhrenwelt nicht mehr wirklich bekannt ist; als die Marke 1953 aber ihr Modell „Sea-Wolf“ vorstellte, war diese Taucheruhr ein direkter Konkurrent zur Rolex Submariner und zur damaligen Zeit weitaus beliebter als das Modell mit der Krone. Blancpain hingegen vermarktete lange Zeit über das eigene Modell „Fifty-Fathoms“ (zu Deutsch: „50 Faden“) aus dem Jahr 1953 als weltweit erste Taucheruhr – man sei Rolex immerhin ein paar Monate zuvorgekommen.
In der jüngeren Vergangenheit wurden jedoch immer mehr Zweifel an dieser Geschichte laut. Tatsächlich sieht es bei genauerer Betrachtung der historischen Patentunterlagen und einer Rekonstruktion der jeweiligen Entwicklungen eher danach aus, als sei die Submariner vor der Fifty Fathoms eingeführt worden. Unter Umständen wurden die lange Zeit unklaren Zeitstränge der Entwicklung der beiden Konkurrenzprodukte bei der Wiederbelebung von Blancpain im Jahr 1983 gezielt genutzt, um einen Mythos zu erschaffen, auf dessen Basis man die Uhrenmarke vermarkten konnte.