Immer wieder gibt es spannende Übersichten und Infografiken dazu, welche Uhrenmarken zu welchem Konzern gehören. Insbesondere die beiden großen Schweizer Uhrenkonzerne „Swatch Group“ und „Richemont“ vereinen eine ganze Reihe von prestigeträchtigen Uhrenmarken unter ihren Dächern.
Tatsächlich gibt es jedoch auch eine Reihe von größeren und kleineren Konglomeraten, die mehr als nur eine Uhrenmarke in ihrem Portfolio besitzen. Viele davon kennt man, andere hingegen hat man vermutlich noch nie gehört.
Als dritte und letzte Kategorie gibt es zudem immer mehr sogenannte „unabhängige Uhrenmarken“, bzw. „Independant Watchmakers“, wie man sie im Englischen nennt. Diese Hersteller gehören oft komplett oder zu großen Teilen den jeweiligen Gründern und sind in keinem großen Konglomerat konzerniert.
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Wie kam es zu dieser Struktur der Uhrenbranche?
Die heutige Zusammensetzung der Uhrenbranche ist nicht aus dem Nirvana entstanden, sondern ist letztendlich ein Produkt ihrer historischen Entwicklung. Wenn Sie mehr über die frühen Wurzeln der Uhrmacherei erfahren wollen, finden Sie hier spannende Infos und Hintergründe: Die Geschichte der Uhr.
Insbesondere bis zur Quarzkrise gab es eine Vielzahl von verschiedenen Marken und Herstellern in Zentraleuropa, aber auch in Großbritannien, Japan und den USA. Vor Beginn der Quarzkrise in den 1970er Jahren gab es mehr als 1.600 Unternehmen in der Schweizer Uhrenindustrie, deren Zahl sich bis Ende der 1980er Jahre jedoch auf nur noch rund 600 reduziert. Außerdem kostete die rund 15 Jahre andauernde existenzielle Krise rund zwei Drittel der Schweizer Arbeitsplätze in der Uhrenindustrie.
Um die Krise zu überwinden, formten sich in der Schweiz zwei größere Konglomerate: Die ASUAG (Allgemeine Gesellschaft der Schweizerischen Uhrenindustrie) und die SSIH (Société Suisse pour l’Industrie Horlogére SA, zu Deutsch: Schweizerische Gesellschaft für die Uhrenindustrie).
Im Jahr 1983 wurden die beiden Konglomerate zusammengelegt. Offiziell war nur die ASUAG konkursreif, aber auch die SSIH befand sich am wirtschaftlichen Abgrund. Die neu geschaffene Holding namens ASUAG-SSIH, später SMH (Société de Microélectronique et d ‚ Horlogerie SA, zu Deutsch: Gesellschaft für Mikroelektronik und Uhrmacherei), vereinte bereits einen großen Teil der Schweizer Uhrenmarken in sich.
Später wurde die SMH als Swatch Group bekannt und stellt auch heute noch den größten Uhrenkonzern der Welt dar. Parallel dazu stieg auch der Vorgänger des Schweizer Richemont Konzerns in das Uhrengeschäft ein, als 1983 rund 20 % der Anteile von Cartier übernommen wurden. Wenige Jahre später folgten Piaget und Baume & Mercier, womit der Grundstein für das heutige Portfolio von Richemont gelegt war.
Die moderne Entwicklung der Uhrenindustrie
Heute ist die Uhrenindustrie geprägt von einer Konsolidierung, die noch nicht wirklich abgeschlossen ist. Insbesondere der Einstieg des französischen Luxuskonzerns LVMH in die Uhrenwelt hat die Struktur der Branche verändert, aber auch der Rückzug von Kering aus dieser Branche (mit dem Verkauf der Sowind Group, zu der die Marken Ulysse Nardin und Girard Perregaux gehören) markierten Wendepunkte.
Parallel dazu konnte Breitling nicht nur von einem Finanzinvestor übernommen werden, sondern auch zahlreiche kleinere Manufakturen bildeten sich heraus. Diese unabhängigen Marken gehören zu keinem großen Konzern, können aber relativ gut alleine überleben.
Der Grund für die Lebensfähigkeit dieser unabhängigen Manufakturen dürfte im veränderten Marktumfeld liegen: Betuchte Kunden legen Wert auf außergewöhnliche Stücke, die in homöopathischen Auflagen hergestellt werden. Aber auch in der Mittelklasse der Luxusuhren fragen Kunden zunehmen nach Manufakturkalibern, was eine weitere Entzerrung der Branche zur Folge hatte und hat.
Prognose: Weitere Entwicklungen
Wie könnte es mit der Uhrenindustrie nun weitergehen? Es gibt verschiedene Prognosen und Theorien. Die wichtigsten dürften die folgenden sein:
- Uhrenmarken aus egal welcher Preisklasse dürften immer mehr auf Manufakturkaliber und selbst entwickelte Uhrwerke setzen.
- Etablierte Konzerne könnten ihr finanzielles Engagement bei den unabhängigen Herstellern ausbauen und einige davon komplett übernehmen.
- Unrentable Marken könnten in Zukunft deutlich früher abgespalten oder eingestellt werden.
- Es könnte intensiver als bisher versucht werden, Synergien zwischen Marken effektiv zu nutzen.
Infografik: Diese Uhrenmarken gehören zusammen
Die wichtigsten Uhrenmarken der Welt finden Sie in der folgenden Übersicht. Mit einem Rechtsklick auf das Bild können Sie dieses auch speichern. Sollten noch Marken vergessen worden sein, kommentieren Sie diesen Beitrag gerne und weisen Sie auf die fehlenden Marken hin. Gerne können Sie diesen Beitrag und die Infografik natürlich auch teilen.