Patek Philippe ist zweifelsfrei eine der bekanntesten und renommiertesten Uhrenmarken im absoluten Luxusbereich. Als Teil der „Holy Trinity“ gibt es kaum eine Marke, die mehr für handwerkliche Kunst, uhrmacherisches Geschick und echte Tradition steht. Außerhalb der Holy Trinity, bestehend aus Patek Philippe, Audemars Piguet und Vacheron Constantin, gibt es nur wenige Volumenhersteller, die auf einer Ebene mit Patek Philippe sein dürften – darunter sicher die deutsche Manufaktur A. Lange & Söhne.
Aber warum ist eine Patek Philippe Uhr eigentlich so teuer? Die Listenpreise für günstige Dreizeiger-Modelle beginnen bei rund 30.000 Euro – in diesem Bereich ist man bei Rolex bereits an der Spitze der regulären Modelle angekommen und findet eigentlich nur noch Vollgold-Uhren, die noch teurer sind. Bei PP hingegen gibt es nach oben hin (fast) keine Grenzen.
Auch am Gebrauchtmarkt zeichnet sich ein ähnliches Bild: Die beliebten Modelle Nautilus und Aquanaut von Patek Philippe (über die Geschichte der Nautilus gibt es bereits einen ausführlichen Beitrag im Uhren-Magazin von info-uhren.de) werden auf dem Sekundärmarkt für das Vielfache ihres eigentlichen Listenpreises gehandelt. Einen wichtigen Beitrag zur Legende der Marke haben die Uhrwerke – heute allesamt Manufakturkaliber – geleistet. In diesem Beitrag gehen wir auf die wichtigsten Besonderheiten ein.
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Die Kaliber-Familie 324
Das Uhrwerk Patek Philippe 324 ist die Basis für zahlreiche Kaliber, die in unterschiedlichsten Modellen – von der einfachen Lady Nautilus bis hin zu komplizierten Armbanduhren – zum Einsatz kommen. Das Basiskaliber besteht bereits aus über 180 Einzelteilen, wobei die komplizierteste Ausbaustufe des 324, die Version 324 S Q, aus stolzen 367 Einzelteilen besteht. Dieses Uhrwerk kommt lediglich in der Grande Complication Ref. 5320G-011 aus Weißgold zum Einsatz und bietet einen ewigen Kalender und eine Mondphase.
Die Kaliber-Familie 26-330
Eines der wichtigsten Kaliber von Patek Philippe ist zweifelsfrei das Kaliber 26-330. Die einfachste Ausbaustufe 26-330 S besteht aus 182 Einzelteilen und verfügt über einen Zentralrotor aus 21 kt Massivgold. Die komplizierteste Ausbaustufe, das Kaliber 26-330 S QA LU, besteht dagegen aus 319 Einzelteilen und kommt exklusiv in der neuen Aquanaut Ref. 5261R-001 mit Jahreskalender zum Einsatz.
Die Ausbaustufe 26-330 S C ist dabei die mit Abstand wichtigste Form dieses Uhrwerks, da das 26-330 S C in insgesamt 15 verschiedenen Referenzen zum Einsatz kommt – darunter das wohl beliebteste Modell der Manufaktur, der Nautilus Referenz 5811. Was viele Uhrenfans nicht wissen: In den beiden sportlichen Armbanduhren der Marke, der Nautilus und der deutlich günstigeren Aquanaut, arbeitet sogar das selbe Uhrwerk. Daneben kommt dieses Automatikwerk auch in dezenten Dress Watches, etwa der Calatrava Ref. 5227G-010, zum Einsatz.
Das Kaliber AL 30-660 S C FUS
Eines der mit Abstand komplexesten und schönsten Patek Philippe Uhrwerke ist sicher das Kaliber AL 30-660 S C FUS. Dieses Uhrwerk kommt aktuell nur in einer einzigen Referenz der Marke zum Einsatz: der Grande Complication 5520P-001 aus massivem Platin. Diese Uhr bietet dank dem verbauten Automatikwerk eine 24-Stunden Alarmfunktion mit Schlagwerk, eine zweite Zeitzone und ein kleines Zeigerdatum.
Diese komplexen Funktionen bietet kein anderes Patek Philippe Uhrwerk in dieser Kombination. Dank des Sichtglasbodens kann man dem Uhrwerk sogar bei der Arbeit zusehen. Das Kaliber AL 30-660 S C FUS verfügt über stolze 52 Lagersteine, besteht aus exakt 574 Einzelteilen und wird über einen einseitig aufziehenden Zentralrotor aus 21 kt Massivgold aufgezogen. Bei so viel technischer Meisterleistung überrascht der offizielle Preis dieser Uhr kaum: Die Patek Philippe 5520P schlägt mit rund 200.000 CHF zu Buche.
Patek Philippe Uhrwerke mit Handaufzug
Die erste eigene Automatikuhr baute Patek Philippe im Jahr 1953 – zu dieser Zeit waren Automatikuhren bereits seit mehreren Jahrzehnten bekannt und wurden in steter Regelmäßigkeit von anderen Herstellern gefertigt. Die 360 Grad frei schwingende Rotorautomatik, von Rolex 1931 als „Perpetual“-Aufzug vorgestellt, war zu diesem Zeitpunkt bereits über 20 Jahre alt. Auch heute ist Patek Philippe aber bekannt für qualitativ hochwertige Uhrwerke mit Handaufzug!
Aus Sicht einer traditionsreichen Manufaktur wie PP dürfte das Handaufzugswerk vor allem zwei große Vorteile bieten: Erstens lassen sich hochwertige veredelte Uhrwerke deutlich schöner in Szene setzen, wenn nicht ein gigantischer Aufzugsrotor das Bild verdeckt. Zweitens sind Uhrwerke mit Handaufzug deutlich flacher, da kein Rotoraufzug mit eingebaut werden muss. Das hat dazu geführt, dass eine ganze Reihe von extrem hochwertigen und komplizierten Patek Philippe Armbanduhren heute ohne Automatikaufzug auskommen.
Die Kaliber-Familie 29-535
Das Uhrwerk 29-535 von Patek Philippe ist ein Chronographen-Uhrwerk mit Handaufzug, das quer über alle Ausbaustufen in insgesamt 10 verschiedenen Referenzen zum Einsatz kommt. Die wichtigste Ausbaustufe ist dabei sicherlich die Version CH 29-535 PS Q. Dieses Kaliber verfügt über einen Chronographen und einen Ewigen Kalender – umgesetzt über insgesamt 456 Einzelteile, 33 Lagersteine und ausgestattet mit einer Gangreserve von 55 bis 65 Stunden. Daneben ist das Manufakturkaliber mit einer Breguetspirale und einer Gyromax-Unruh ausgestattet, die Unruh schwingt mit einer Frequenz von 28.800 A/h, bzw. 4 Hz.
Die wohl bekannteste Referenz der Uhren, die mit dem Kaliber 29-535 ausgestattet sind, ist sicher die Grande Complication Ref. 5270. Diese Uhr existiert in Gelbgold (5270J), Roségold (5270/1R-001) und Platin (5270P). Die mit Edelsteinen besetzten Platinmodelle 5271/11P-010 und 5271/12P-010 sind ebenfalls mit dem Kaliber CH 29-535 PS Q ausgestattet. Als direkter Nachfolger der legendären Patek Philippe Ref. 1815 ist die 5270J-001 eine der mit Abstand beliebtesten Uhren der Marke und gilt als eine der zeitlosesten Grande Complication Uhren überhaupt.
Nicht nur die Uhrwerke sind erstklassig
Wer denkt, alleine die extrem hochwertigen Uhrwerke, die wunderschöne Dekoration der Kaliber und die klare Modelleinteilung der Produktlinien seien verantwortlich für den guten Ruf der Manufaktur, der irrt. Im Gegensatz zu vielen anderen Uhrenherstellern aus dem Luxusbereich setzt Patek Philippe bis heute auf ein hohes Maß an Handarbeit. Die hohe Fertigungstiefe sorgt für ein gleichbleibend hohes Niveau an Verarbeitungsqualität, auch wenn natürlich auch Patek Philippe Einzelteile zukauft. Einige der Gehäuse der Marke stammen etwa vom ebenfalls im Luxusbereich angesiedelten Hersteller Parmigiani Fleurier.
Unterm Strich bezahlt man als Kunde, der eine neue Armbanduhr kauft, natürlich auch immer den Markennamen mit. Das hat aber auch einen guten Grund: Die Innovation und Geschichte, die auf diese Hersteller entfällt, muss sich über die gesamte Laufzeit der Produktpalette amortisieren. In dieser Hinsicht ist eine Luxusuhr nicht anders als ein Auto: Die reinen Baukosten für einen Mercedes sind vergleichsweise gering, allerdings müssen natürlich sämtliche Entwicklungskosten auf jedes einzelne gefertigte Fahrzeug umgelegt werden.
Ob eine Patek Philippe nun ihren hohen Preis wert ist, muss jeder Uhrenfan selbst entscheiden. Auf Grund des enorm hohen Werterhalts der Uhren dürfte ein merklicher Verlust bei den meisten Modellen ohnehin kaum eintreten. In Anbetracht der Tatsache, dass Patek Philippe jedes Jahr nur rund 60.000 Uhren produziert, ist der Kreis an potentiellen Kunden, die sich diese Frage überhaupt stellen müssen, aber ohnehin sehr begrenzt.