8 Mythen rund um Rolex, die tatsächlich falsch sind!

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Wenn es um die Marke Rolex geht, dann kursieren viele Gerüchte in der Uhrenwelt. Vom Bau der ersten wasserdichten Armbanduhr über die Erfindung der Automatikuhr bis hin zu kleinen historischen Details, deren Auswirkungen auf die Geschichte der Marke sich wohl heute kaum noch rekonstruieren und bewerten lassen.

Auf den ersten Blick mag Rolex eine Marke voller Widersprüche sein: Teuer und alltagstauglich zugleich. Luxus und dominiert von Edelstahlmodellen zugleich. Bei genauerem Hinsehen wird aber schnell klar, dass zahlreiche Mythen und Legenden rund um die Marke mit der Krone einer detaillierten Faktenprüfung tatsächlich nicht standhalten können.

Wer sich genauer mit der Geschichte und der Entwicklung der Marke beschäftigt, der entdeckt zahlreiche Mythen und Legenden, von denen die meisten im besten Falle ungenau, einige aber klar falsch und andere schlichtweg gelogen sind. Aus diesen Gründen widmen wir uns in diesem Beitrag im Uhrenmagazin verschiedenen Mythen und Legenden rund um Rolex.

1. Rolex hat die erste wasserdichte Armbanduhr erfunden

Fast alle neuen Rolex Uhren verfügen über ein sogenanntes „Oyster“ Gehäuse. Dieser thematisch durchaus passende Name beschreibt das wasser- und staubdichte Uhrengehäuse von Rolex Uhren. Bereits 1926 kam Rolex mit dem Oyster Gehäuse auf den Markt und konnte dank geschickter Werbekampagnen enorme Aufmerksamkeit sowohl auf die Marke an sich, als auch auf das neue Gehäuse lenken.

Tatsächlich hat Rolex allerdings das Oyster Gehäuse nicht wirklich erfunden. Bereits zuvor hatte es wasserdichte Uhrengehäuse gegeben, selbst wasserdichte Taschenuhren waren keine Seltenheit. Das Problem: Die Wasserdichtigkeit bei diesen Zeitmessern basierte im Regelfall auf einem zusätzlichen Gehäusekäfig, der das Ablesen der Uhr erschwerte und das Bedienen der Uhr gänzlich unmöglich machte.

Die entscheidende Innovation beim Oyster-Gehäuse war die verschraubte Krone, die ein Eindringen von Wasser und Staub ins Gehäuse verhinderte. Diese Entwicklung stammt aber gar nicht von Rolex, sondern von einem Schweizer Erfinderduo, die ein Patent auf die verschraubte Krone angemeldet hatten. Hans Wilsdorf kaufte noch im Jahr der Patentanmeldung die Rechte daran und war so 1926 bereit, das Oyster-Gehäuse auf den Markt zu bringen.

2. Rolex hat die Automatikuhr erfunden

Das Perpetual-Uhrwerk ist bei Rolex Uhren mittlerweile Standard. Kein Modell des Schweizer Herstellers hat noch ein Werk mit Handaufzug oder ein Quarzkaliber. Stattdessen sind die Zeitmesser mit der Krone mit einer Rotor-Automatik ausgestattet, die unter dem wohlklingenden Namen „Perpetual“ praktisch jedem Uhrenfan weltweit bekannt sein dürfte.

Obwohl sich das Perpetual-Uhrwerk zum Aushängeschild der Rolex-Technik gemausert hat, hat Rolex die Automatikuhr – trotz vielfacher Beteuerungen eingefleischter Fans – keineswegs erfunden. Automatikuhren gab es schon viele Jahrzehnte vor der Einführung des Perpetual-Uhrwerks 1931. Selbst bei Taschenuhren wurden automatische Aufzugsmechanismen erbrobt, die sich jedoch nie durchsetzen konnten.

Von extrem komplexen Sonderkonstruktionen über die weit verbreitete Hammerautomatik bis him zur modernen Rotorautomatik vergingen zahllose Jahrzehnte. Die von Rolex tatsächlich geleistete Erfinderleistung bezieht sich aber keineswegs auf den Rotoraufzug, sondern lediglich auf die 360 Gad schwingende Schwungmasse – was aber natürlich ebenfalls einen massiven technischen Vorteil mit sich brachte.

Streng genommen hat Rolex aber nicht einmal diese Erfindung selbst getätigt. Rolex hatte bis vor wenigen Jahren noch nicht einmal eine eigene „InHouse“ Kaliberfertigung oder -entwicklung. Stattdessen wurden bereits seit der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts exklusiv Uhrwerke von der Schweizer Firma Aegler bezogen, wo letztendlich auch das Perpetual Uhrwerk erfunden wurde.

3. Hans Wilsdorf gründete Rolex mit seinem Schwager

Praktisch seit jeher wird der Mythos gepflegt, Rolex sei von Hans Wilsdorf zusammen mit seinem Schwager Alfred Davis gegründet worden. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Aussage allerdings nicht um die korrekte Wahrheit. Zum Zeitpunkt der Gründung von „Wilsdorf & Davis“ im Jahr 1905 war Alfred Davis noch nicht einmal der Schwager von Hans Wilsdorf – Davis heiratete die Schwester von Wilsdorf erst mehrere Jahre später.

Auf den ersten Blick mag dies nun wie eine vollkommen unwichtige Randinfo erscheinen. Tatsächlich wirft diese Tatsache aber ein neues Licht auf eine weitere Frage, die bis heute nicht abschließend geklärt ist: Welche Rolle spielte Alfred Davis im Unternehmen? War er lediglich stiller Teilhaber? War er für den Gehäusebau zuständig? War er kaufmännischer Leiter? Diese und weitere Theorien werden diskutiert und ein endgültiges Ergebnis ist auch im Jahr 2024 nicht zu erwarten.

4. Rolex baute nicht die erste moderne Taucheruhr, sondern Blancpain

Nein, dieser Mythos wurde tatsächlich im Zuge der Neubelebung von Blancpain in die Welt gesetzt, um ein gewichtiges „historisches“ Kaufargument für eine Blancpain Uhr zu haben. Tatsächlich lässt sich anhand der Patentschriften für die jeweils wichtigen Patente der beiden Modelle „Rolex Submariner“ und „Blancpain Fifty-Fathoms“ sehr gut ableiten, dass Rolex dem Konkurrenten Blancpain zuvorgekommen sein dürfte.

5. Die GMT Master „Blueberry“ ist ein echtes Rolex Modell

Bei den komplett blauen GMT Master Lünetten „Blueberry“ handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit um Service-Lünetten, die von Rolex an einen New Yorker Juwelier ausgeliefert wurden. Wie viele von diesen Lünetten im Umlauf sind, ist nicht bekannt – die Zahl dürfte sich aber im unteren dreistelligen Bereich bewegen. Alles in allem ist auch die Originalität dieser Lünetten-Einsätze nicht komplett geklärt und es gibt erhebliche Zweifel an deren Authentizität. Verkauft wurden diese Lünetten aber niemals an Endkunden, ebenso wenig wurden sie an fertigen GMT Master Uhren montiert. Es handelte sich stets nur um „Service-Lünetten“, die im Nachhinein verbaut werden konnten und auch sollten.

6. Rolex hat nie Uhren für den Militäreinsatz gebaut

Marken wie Omega, Zenith oder IWC Schaffhausen sind bekannt für ihre zahlreichen produzierten Militäruhren. Omega hat etwa rund die Hälfte der Armbanduhren geliefert, die im 2. Weltkrieg an die Piloten der British Royal Air Force ausgegeben wurden. Zenith hat bereits vor dem 2. Weltkrieg spezielle überdimensionierte Fliegeruhren an die deutsche Luftwaffe geliefert und im Zuge des 2. Weltkriegs dann die legendäre „Type 20“ Pilotenuhr für die französischen Luftstreitkräfte konzipiert.

Rolex hingegen hat sich aus militärischen Produktionsverfahren stets herausgehalten – oder doch nicht? Tatsächlich gibt es einige Modelle, die sogenannten „MilSubs“, die speziell für britische Streitkräfte konzipiert wurden. Dabei handelte es sich um modifizierte Rolex Submariner Uhren der Referenzen 5512 und 5513. Als „Military Submariner“ hatten sie dann andere Refernzen, nämlich Ref. 5517. Heute sind allerdings nur noch sehr wenige dieser Modelle im Umlauf, da ohnehin nur eine kleine Anzahl dieser Militäruhren für britische Kampfschwimmer hergestellt wurden.

7. Rolex hat stets nur einfache, robuste und zuverlässige Uhren produziert

Heute steht Rolex wie kaum eine zweite Marke für Zuverlässigkeit, Robustheit und alltagstaugliches Design. Aber das war nicht immer so! Tatsächlich hat auch Rolex schon komplizierte und hochkomplexe Armbanduhren konstruiert – allerdings nicht über die Lebenszeit des Gründers Hans Wilsdorf hinaus. Zu den bekanntesten Uhren dieser Klasse dürfte die „Stelline“ mit der Referenz 6062 gehören. Dabei handelt es sich um eine Vollkalender-Uhr mit Zeigerdatum, Mondphase, kleiner Sekunde, sowie Wochentag und Monat als Fenster dargestellt. Auch komplexe Vollkalender-Chronographen auf Basis des Valjoux 72C Kalibers sind dokumentiert.

Eingestellt wurde die Produktion dieser komplexen Zeitmesser erst nach dem Tod von Hans Wilsdorf. Im Zuge der Vereinheitlichung und Strukturierung der Modellpalette wollte man im Hause Rolex nicht mehr X verschiedene Uhren konstruieren, sondern klar nach Modellreihen untergliedern. Das war jedoch keine Rolex-typische Entwicklung, sondern hielt in den 1960er Jahren auch bei anderen Uhrenmarken Einzug, etwa bei Omega, Breitling oder IWC Schaffhausen.

8. Eine Rolex Uhr war die erste auf dem Gipfel des Mount Everest

Immer wieder wird behauptet, Sir Edmund Hillary habe eine Rolex getragen, als er auf den Gipfel des Mount Everest stieg. Auch Rolex selbst hat in den frühen 1950er Jahren zum Teil damit geworben, die erste Uhr auf den Mount Everest befördert zu haben – nur um diese Kampagne schnell wieder zu beenden und eine Klarstellung veröffentlichen zu müssen. Denn: Weder Edmund Hillary, noch Tenzing Norgay trugen bei ihrer Besteigung des Gipfels des Mount Everest eine Rolex.

Tatsächlich war die Expedition 1953 eine britische Mission, die auf den Spuren des ein Jahr zuvor von einem Schweizer Team unternommenen Besteigungsversuches den Weg an die Spitze schaffte. Weil es eine britische Mission war, wurden die Teilnehmer größtenteils mit britischem Equipment ausgestattet. Das betraf auch die Uhren: Sir Edmund Hillary trug daher keine Rolex, sondern ein Modell der mittlerweile nicht mehr existenten britischen Uhrenmarke „Smith’s“.

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