Hommage Uhren

Gefälschte Uhren sind ein großes Problem – sowohl für die Uhrenindustrie an sich, als auch für die vielen Fans und Sammler, die entweder auf die betrügerischen Verkäufer hereinfallen oder den (möglicherweise auch nur ideellen) Wert ihrer Uhren durch die zahllosen Fälschungen auf dem Markt beeinträchtigt sehen. Tatsächlich hat aber schlicht und ergreifend nicht jeder Uhrenfan mehrere tausend oder gar mehrere zehntausend Euro auf dem Konto liegen, um sich die Wunschuhr leisten zu können.

Zugleich gibt es natürlich das Hindernis einer mehrere Jahre umfassenden Warteliste bei beliebten Modellen, die viele potentielle Interessenten auch ganz unabhängig vom Preisschild der Uhr abschrecken dürfte. Oftmals geht es dem kaufwilligen Interessenten aber gar nicht um die Marke oder den spezifischen Hersteller der Uhr. Auch das von den Juwelieren und Konzessionären oftmals angeführte Argument der „Premium-Behandlung“ beim Kauf dürfte im Internet-Zeitalter nur noch bei den wenigsten Käufern ziehen.

Im Übrigen: Wer in letzter Zeit schon einmal eine beliebte Uhr bei Bucherer, Wempe und Co. gekauft hat, der wird das früher obligatorische Gläschen Champagner immer häufiger vermissen – und das bei einem Kaufpreis, der selten nur vierstellig ist. Aber sei es drum, es gibt nunmal zahlreiche Hindernisse – finanzieller und praktischer Natur – die verhindern, dass sich ein Uhrenfan die von ihm ersehnte Armbanduhr kaufen kann.

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Muss man dann also zwingend zum Fake aus der Türkei oder dem Internet greifen? Ganz klar: Nein! Denn es gibt eine einfache, günstige und massenhaft verfügbare Alternative zu ikonischen Luxusuhren, die in puncto Design und Qualität dem luxuriösen Vorbild schon vergleichsweise nahekommt, in den seltensten Fällen aber überhaupt an einem vierstelligen Preisschild kratzt. Legal, günstig und qualitativ hochwertig klingt zu gut, um wahr zu sein? Nein, denn sogenannte „Hommage Uhren“ erfreuen sich seit einigen Jahren bereits immer größerer Beliebtheit und haben durchaus das Potential, dem Markt für gefälschte Luxusuhren das Wasser abzugraben.

Was sind Hommage Uhren?

Hommage Uhren sind Nachbauten von Luxusuhren, die sich sehr stark am Design des Vorbildes orientieren. Dabei unterscheidet eine Hommage Uhr von einer Fälschung, dass die Fälschung auch den Namen und das Logo des Vorbilds trägt und das Design quasi 1 zu 1 kopiert. Eine Hommage Uhr dagegen hat den Namen des tatsächlichen Herstellers auf dem Zifferblatt und fügt (mal mehr, mal weniger) eigene Designelemente hinzu. Das kann ein veränderter Zeiger, eine andere Schrift auf dem Zifferblatt oder ein anderes Armband sein.

In der Praxis gibt es eine ganze Reihe von Herstellern von Hommage Uhren, die das Design ihrer Uhren sehr eng an das Design der nachzubauenden Luxusuhr anlehnen, dann aber einen eigenen Touch mit einfließen lassen, der für etwas mehr Individualität sorgt. Im Gegensatz zu Fälschungen sind Hommage Uhren oder Nachbauten dabei völlig legal: Das Design der bekanntesten Luxusuhren ist im Regelfall zwar als Geschmacksmuster schützenswert und auch tatsächlich geschützt, eine 1 zu 1 Kopie ist eine Hommage Uhr aber nur in den seltensten Fällen.

Bekannte Rechtsstreitigkeiten zwischen Herstellern von großen Luxusuhren und kleinen Hommage Uhr Herstellern gehen oft unterschiedlich aus: Während Rolex bei einem Submariner Nachbau gegen Tchibo gewinnen konnte, fuhr IWC Schaffhausen gegen Tourby bei einem Nachbau der Portugieser eine Niederlage ein.

Nach der bisherigen Rechtsprechung kommt es selbst auf Nuancen bei der Gestaltung einer Uhr an, um diese als Verletzung eines Gestaltungsmusters zu qualifizieren und genau aus diesem Grund bauen die Hersteller von Hommage Uhren im Regelfall kleinste Änderungen am Design ein, um dieses Risiko von vorne herein zu vermeiden. Die am häufigsten kopierte Luxusuhr dürfte dabei natürlich die Rolex Submariner Date sein – sowohl was illegal gefälschte Uhren, als auch legal nachgebaute Hommage Uhren betrifft.

Hommage Uhren: Günstige Alternativen zu Luxusuhren

Der größte Vorteil bei Hommage Uhren ist der geringe Preis, der aber oftmals nicht mit einem gewaltigen Verlust an Qualität einhergeht. Wer einen genauen Blick in die Welt der Hommage Uhren wagt, der wird aber schnell feststellen: Die Bandbreite an Herstellern, Modellen und Qualitätsebenen ist beinahe genauso breit gefächert wie bei „richtigen“ Luxusuhren. Für jeden Geldbeutel gibt es den passenden Luxusuhren-Nachbau, man muss nur wissen, worauf man Wert legt.

Die meisten Hommage Uhren bieten mittlerweile auch Automatikwerke, wobei es hier im günstigeren Bereich vor allem NH35 Kaliber der Seiko Tochter Time Instruments mit 3 Hz Unruhfrequenz, Zentralsekunde und Datum sind. Bei Hommage Uhren im mittleren dreistelligen Bereich, der maßgeblich von der deutschen Marke Steinhart dominiert wird, kommen Uhrwerke von ETA und / oder Sellita zum Einsatz. Dass hier dann einzelne Modelle bei entsprechender Regulierung auch im Chronometer-Bereich laufen, ist nicht gerade unüblich.

Die Präzision eines Rolex Manufakturwerks erreichen solche Uhren dagegen selten – das müssen sie aber auch gar nicht. Chronographen als Hommage Uhren haben dagegen nur selten mechanische Uhrwerke, da das am häufigsten verfügbare Automatik-Chronographenwerk für solche Uhren ein ETA Valjoux 7750 sein dürfte, das preislich bereits in einer so hohen Liga spielt, dass es sich für die wenigsten Hommage Uhr Hersteller lohnen dürfte, entsprechende Modelle auf den Markt zu bringen.

Bekannte Hommage Uhren Hersteller

Die Geschichte der Hommage Uhr ist zwar noch vergleichsweise jung, dennoch aber durchaus dynamisch. Die ersten Hommage Uhren kamen bereits in den 1990er Jahren auf, als günstige Uhren im Stil bekannter Luxusuhren angeboten wurden. Die Hersteller dieser Nachbauten waren oftmals bekannte Schweizer Uhrenmarken, die im Rahmen der Quarzkrise in die Insolvenz gerutscht waren und im Anschluss daran von großen Konzernen aus Asien oder den USA aufgekauft wurden. Dazu gehören etwa die beiden wohl bekanntesten Hersteller von Hommage Uhren weltweit, nämlich Invicta und Gigandet.

Während beide Marken Mitte des vergangenen Jahrhunderts durchaus hochpreisige und anspruchsvolle Armbanduhren im Programm hatten, konzentrieren sich die beiden Marken heute vor allem auf das Bedienen der unteren Preisklasse im Hommage Uhren Bereich. Die Invicta Pro Diver und die Gigandet Sea Ground gehören zu den mit Abstand am häufigsten verkauften Hommage Uhren der Rolex Submariner überhaupt und das auch zurecht: Beide bieten ein hohes Maß an Wasserresistenz, ein Automatikwerk und ein Design, das nah am Original liegt, gleichzeitig aber auch einen ganz persönlichen individuellen Touch mitbringt – und das für nur rund 100 Euro im Schnitt.

Von Gigandet gibt es mittlerweile sogar Versionen mit Keramiklünette und hochwertigeren Uhrwerken, die für anspruchsvolle Käufer sehr gut passen dürften. Insbesondere in den letzten Jahren drängten dann aber zunehmend auch asiatische Marken, vor allem aus China, auf den Markt. Neben den zum Teil unaussprechlichen Markennamen ist vor allem der Hersteller Pagani Design bekannt für Rolex Hommage Uhren, die durchaus gute Qualität bieten. Neben dem bereits angesprochenen Seiko NH35 Automatikwerk wird hier eine gute Verarbeitung und ein faires Preis/Leistungs-Verhältnis geboten. Überraschenderweise haben viele dieser Hommage Uhren sogar Saphirglas – das bietet nicht einmal Seiko bei den beliebten Uhren der Seiko 5 Sports Serie.

Sind Hommage Uhren legal? Ganz klar: Ja!

Aber sind Hommage Uhren nun moralisch in Ordnung oder handelt es sich eher um Fakes zweiter Klasse? Diese Entscheidung muss wohl jeder Uhrenfan für sich treffen. Wer auf Historie, Geschichte und Charakter einer Marke oder eines Modells wert legt, der wird mit einer Hommage Uhr vermutlich keine große Freude haben – mit einer Fälschung aber natürlich genauso wenig. Das Design einer Uhr ist in den seltensten Fällen einfach zufällig so entstanden, sondern hat sich auf Grund des Prinzips „Form follows Function“ im Laufe der Entstehungsgeschichte herausgebildet.

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Der Charakter, den eine Uhr auch ihrem Träger gegenüber vermittelt, wird maßgeblich von der Geschichte der Marke und des Modells bestimmt. Wer auf Grund der eigenen Begeisterung für mechanische Präzisionsarbeit und technische Meisterleistungen ein Uhrenfan ist, der muss zum Original greifen. Alles Andere würde nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Wenn man eine neue Armbanduhr nur zum „flexxen“, also zum Beeindrucken anderer Personen kaufen und tragen will, dann kann man sich ruhig für eine Fälschung entscheiden. Peinlich wird es dann nur, wenn man enttarnt wird.

Eine Hommage Uhr kann zwar nur in begrenztem Maße beeindrucken, ist aber in ihrer Erscheinung wenigstens aufrichtig und ehrlich; jedenfalls, sofern man solche Maßstäbe überhaupt an eine körperliche Sache ohne Leben anlegen kann. Das Thema Hommage Uhren spaltet die Uhrencommunity schon seit vielen Jahren und die Diskussionen werden zum Teil mit einer Heftigkeit geführt, die einer hitzigen Bundestagsdebatte in nichts nachstehen dürfte.Am Ende ist eine Uhr aber oft einfach nur eine Uhr: ein Instrument zum Ablesen der Uhrzeit.